Niente Kleid Braun
Geht es den WoW-Fans unter euch nach der Ankündigung von WoW: Battle for Azeroth ein bisschen wie uns? Die Verkündung, dass Battle for Azeroth das nächste Kapitel im immer noch beliebten Online-Rollenspiel darstellen wird, hat so manche “Blizzard-Kenner” wenig emotional mit den Schultern zucken lassen. Nichts an der Ankündigung von Battle for Azeroth wirkt dramatisch spielverändernd, so wie etwa die Garnisonen von Warlords of Draenor oder die Artefaktwaffen von Legion. Es kommt eine Neuerfindung der Szenarien ins Spiel, und zwar mit einer neuen Gegner-KI. Okay, das kann möglicherweise ganz interessant werden. Allerdings waren die Szenarien aus Mists of Pandaria eher ein netter Zeitvertreib denn ein echt wichtiger Spieleinhalt.
Schöne Aussichten… aber steckt in Battle for Azeroth auch mehr als nur ein paar hübsche Questgebiete?Quelle: BlizzardDennoch sind die Inselexpeditionen vielleicht schon das größte “neue” Feature, das Battle for Azeroth zu bieten hat. Die Azeritrüstung ist eine bislang halbgar erscheinende Weiterentwicklung des Dilemmas aus Artefaktwaffen, Legendarys und Tier-Sets, zu der es noch keine echten Details gibt. Und die Kriegsfronten machen dem aktuellen Wissenstand zufolge noch viel weniger den Eindruck eines Features, sondern kommen daher wie eine unausgegorene Idee, von der noch kein Entwickler weiß, wie sich das überhaupt spielen soll. So aufgeregt die WoW-Gemeinde vielleicht sein mag, dass eine neue Erweiterung ins Haus steht, so enttäuscht könnte sie nun im Nachhinein sein.
Denn wenn wir ehrlich sind: Nichts hat bislang Hand und Fuß, abgesehen von den Expeditionen. Alles anderen klang und klingt immer noch wie ein Gedankenexperiment, das aus einer Schublade mit bislang zur Seite gelegten Halbgar-Ideen gezogen wurde.
Ein bisschen wie… der folgende, von uns ausgedachte Dialog im Hauptquartier von Blizzard. “Hey Leute, die Blizzcon steht vor der Tür. Wir haben echt keine Zeit. Habt ihr möglicherweise noch was rumliegen, was wir den Leuten geben können? Die wollten doch schon immer tätowierte Zwerge haben und diese Elfen aus Suramar sehen doch auch klasse aus. Ach und hier, ihr da wolltet doch die Szenarien aufpeppen? Und hier, was ist mit diesem Kriegsfronten-Gedöns? Macht das nicht was her?”
Es lässt sich argumentieren, dass die Blizzards bei vergangenen WoW-Ankündigungen einfach mehr Plan hatten. Bei der Legion-Enthüllung auf der Blizzcon haben wir schon mehr davon erfahren, was die Artefaktwaffen draufhaben, wo sich die Dämonenjäger in das Klassengefüge von WoW einreihen und dass wir uns in Ordenshallen tummeln dürfen. Im Trailer gab’s schon recht viel von den Verheerten Inseln zu sehen und das neue PvP-System wurde uns vor die Füße geworfen. Warlords of Draenor versprach uns bereits im Ankündigungs-Trailer Draenor als neue Welt, die Garnisonen, die neuen Charaktermodelle und eine neue Zone für Welt-PvP… Ooooookay, die Ankündigung von Warlords of Draenor war auch nicht berauschend, zumal es sich bei der Erweiterung irgendwie um eine Aufräum-Addon gehandelt hat; ähnlich wie Cataclysm. Die neuen Modelle, die Itemquetsche, die Klassenanpassungen… Apropos Klassenanpassungen. Auf unsere Nachfrage bei den Entwicklern zur Ankündigung von Battle for Azeroth, ob sie mit den Klassen denn so zufrieden wären, erfuhren wir, dass keine dramatischen Änderungen geplant sind. Klingt schon ein bisschen… nun… komisch.
Hängen wir jetzt ein Jahr lang in dem Antorus-Raid ab?Quelle: BlizzardEntweder gehen den Machern von World of Warcraft (jetzt kaufen 15,00 € ) die bahnbrechenden Ideen aus… durchaus ein vorstellbares Szenario übrigens, schließlich erlaubt die alte WoW-Engine kaum die Umsetzung aller hanebüchenen und utopischen Einfälle, mit denen die Designer ums Eck kommen könnten. Das Ding hat nun schon wahrscheinlich um die zwanzig Jahre auf dem Buckel. Oder… oder eigentlich wollen die Mitarbeiter von Blizzard auf der Blizzcon eigentlich etwas ganz anderes ankündigen. Auf den Trichter sind zum Beispiel die Schreiberlinge von Media gekommen. Sie betonen, dass die WoW-Entwickler bei den vergangenen Ankündigungen für das Online-Rollenspiel mit recht ausgearbeiteten Zeitplänen dahergekommen sind. Warlords of Draenor wurde auf der Blizzcon 2013 angekündigt, fast genau ein Jahr später war das Ding im Handel. Legion wurde auf der Gamescom 2015 enthüllt und war im September 2016 verfügbar. Entsprechend müsste ja Battle for Azeroth etwa im November 2018 spielbar sein. Was uns zum einen nun fast ein Jahr lang mit dem Antorus-Raid hantieren ließe – eigentlich ein Unding, oder?
Nachdem sich die Blizzardianer mit Legion überdeutlich regelmäßige Inhalts-Updates auf die Fahnen geschrieben haben, wollen sie die WoW-Fans nun doch wieder ein Jahr lang schmoren lassen? Zumal warten die Anhänger des MMORPGs ja eigentlich auf nichts bahnbrechend Neues: kein echtes, neues Spielervolk, keine Heldenklasse. Ein paar Inseln im großen Meer mit neuen Quests, ein paar Dungeons und Raids, aber… nun einmal ehrlich: Hat euch die Ankündigung von Battle for Azeroth irgendwie vom Hocker gerissen, selbst wenn wir in Betracht ziehen, dass sich die Erweiterung um die Alten Götter drehen könnte?
Zurück zum eigentlichen Thema: Wollte Blizzard auf der Blizzcon eigentlich etwas anderes ankündigen, die Assets dafür sind aber nicht rechtzeitig fertig geworden? Was könnte dieses andere Ding sein? Jede Menge der altbekannten und erfahrenen Entwickler des Teams von World of Warcraft wurden über die letzten Jahre in andere Abteilungen bei Blizzard geschoben, etwa Tom Chilton. Zur Debatte steht aktuell weiterhin ein unangekündigtes Projekt, das in der Egoperspektive gespielt werden soll. Blizzard sucht aktuell nach einem Lead Software Engineer, einem Senior Software Engineer für Gameplay, einem Senior Software Engineer für Gameplay und Vehikel, einem Senior Software Engineer für Gameplay und Animation und einem Senior Software Engineer für Grafiken und die Engine für dieses Spiel. Aber: Irvine sucht auch nach einem Creative Director für Diablo, das derzeit “in die Zukunft blickt.” Diablo-Fans haben auf der Blizzcon nichts bekommen. Nada, nullo, niente. Und… eine weitere Stelle, die im Oktober von Blizzard ausgeschrieben wurde Media berichtete), suchte nach einem Production Director für das Diablo-Team. Ein Plus für die Kandidaten war dabei Folgendes: eine Passion beziehungsweise Interesse für die Entwicklungsarbeit an Online-Spielen sowie Erfahrungen mit der Entwicklung von MMOs.
Inzwischen ist die Stelle besetzt worden, weswegen die Stellenausschreibung nicht mehr zur Verfügung steht, aber wir fragen… wollte Blizzard auf der Blizzcon möglicherweise ein Diablo-MMO ankündigen? “Ein neues MMO?” mögt ihr euch fragen. “Wie soll das denn neben WoW Bestand haben?” Gute Frage! Wie wäre es… wenn es das nicht müsste? Habt ihr nicht das Gefühl, dass sich alle relevanten Handlungsstränge des Warcraft-Universums langsam auflösen? Die Brennende Legion ist vernichtet und um die Alten Götter könnten wir uns wie erwähnt in WoW: Battle for Azeroth kümmern. Was bleibt dann noch? Viele Charaktere, die schon lange in der Lore von Warcraft eine Rolle spielen, verschwinden entweder oder beißen ins Gras, nachdem “ihre” Geschichte gefühlt zu einem Ende gekommen ist. Ja, okay, ja… das hält die WoW-Entwickler nicht von merkwürdigen, deplatzierten Story-Twists wie Zeitreisen oder der 95. Reinkarnation eines absolut beliebten Charakters ab.
TESO funktioniert auch in Egoperspektive – anders als WoW.Quelle: ZenimaxEntweder Blizzards Geschichtenerzähler wollen sich von allen alten Zöpfen trennen – oder sie wickeln WoW langsam aber sicher ab und arbeiten an einem Ersatz für die Online-Jünger unter ihren Fans. Lobby-Shooter wie Destiny sind derzeit ja in. Dazu passen die Stellenausschreibungen für das unangekündigte Projekt – aber eben auch die “Plus”-Kommentare zur Beschreibung der Diablo-Production-Director-Stelle. Wie wäre es also mit einem Diablo-MMO der etwas anderen Art? Einem Egoperspektiven-Lobby-Spiel im Dark-Fantasy-Universum von Blizzard, das einen durchaus ungewöhnlichen Wind ins Genre pustet? Ein Offline-Vorbild gibt’s mit Dark Messiah of Might & Magic. Und dass High Fantasy in der Egoperspektive funktionieren kann wissen wir auch von The Elder Scrolls Online.
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